Am IPH konstruiert Milad Younesi Umformwerkzeuge und Montage-Roboter, simuliert Schmiedeprozesse und erstellt dreidimensionale Fabriklayouts. Seit Anfang Februar arbeitet er in dem Forschungsunternehmen – und hat bereits ein halbes Dutzend Wissenschaftler bei ihren Projekten unterstützt.
Mit 3D-Konstruktionssoftware wie SolidWorks oder Creo hat Younesi bereits im Iran gearbeitet. In Teheran studierte er Maschinenbau und arbeitete als Konstruktionsingenieur am Flughafen. Für sein Masterstudium wollte er ins Ausland gehen, nach Österreich. Er büffelte Deutsch, bewarb sich bei der Universität Wien, wurde angenommen – doch die Regierung ließ ihn nicht gehen. Im Herbst 2015 kam er schließlich als Flüchtling nach Deutschland.
Perspektiven für Flüchtlinge
„Damit Integration funktioniert, muss jeder seinen Beitrag leisten. Das ist meine persönliche Überzeugung“, sagt IPH-Geschäftsführer Dr. Georg Ullmann. „Deshalb wollte ich gern einem Asylbewerber die Chance geben, auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.“ Über das Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft (BNW) kam der Kontakt zu Younesi zustande: Er absolviert dort das Programm „Perspektiven für Flüchtlinge“, eine Mischung aus Berufsvorbereitung, Bewerbungstraining und Deutschunterricht.
Auch ein sechswöchiges Praktikum gehört zum Programm. Dabei lernt nicht nur der iranische Flüchtling den deutschen Arbeitsalltag kennen – „wir lernen auch viel von ihm“, sagt Ullmann. „Die Flüchtlingskrise wird dadurch persönlicher, greifbarer.“ Younesi nehme den IPH-Mitarbeitern viel Arbeit ab, „und seine aufmerksame und herzliche Art bereichert das Team.“ Diese Erfahrung haben auch andere Forschungsinstitute gemacht: Auch das Institut für Werkstoffkunde (IW) beschäftigt derzeit einen Flüchtling.
„Deutsch lernen, studieren, arbeiten“
Younesi ist dankbar für die Chance. „Ich mag meine Arbeit, ich arbeite gern am Computer und konstruiere und analysiere mit Software“, sagt er. Die Aufgaben am IPH seien ganz ähnlich wie im Iran – doch die Arbeitskultur sei eine völlig andere. „Die Deutschen sind fleißiger, freundlicher, teamfähiger und disziplinierter“, sagt er. „Sie haben einen Plan, sie sind – wie heißt das Wort? – zielstrebig.“
Zielstrebig ist auch Younesi. Fragt man ihn nach seinen Plänen für die Zukunft, muss er nicht lange überlegen: „Deutsch lernen, studieren und arbeiten“, sagt der 27-Jährige. „Ich möchte gern Erfinder werden.“ Seinen Master in Maschinenbau will er nun in Deutschland machen: Zum Sommersemester möchte er sich als Gasthörer an der Leibniz Universität Hannover einschreiben.