"Wir erleben, dass der Begriff "Industrie 4.0" zwar viel verwendet wird, sich aber häufig wenig Konkretes dahinter finden lässt. Das wollen wir ändern", erläutert Professor Berend Denkena, Sprecher des SFB und Leiter des Instituts für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen.
Vernetzte Prozesse – Industrie 4.0 live vorgeführt
Rund zwei Stunden verbrachten die Kick-off-Teilnehmer daher im Versuchsfeld, in dem ihnen an fünf Stationen industrie-4.0-nahe Entwicklungen live präsentiert wurden: Etwa an der fühlenden Maschine, die die Werkzeugabdrängung im Fräsprozess registriert und entsprechende Modelle zur Selbstoptimierung ermöglicht. Einige Mitarbeiter zeigten neue Sensorik, die solche Messvorgänge überhaupt erst erlaubt, andere führten vor, wie die Arbeitsplanung mit der Prozessüberwachung und der Produktion selbst vernetzt werden kann. Fällt etwa eine Maschine aus, wird sofort eine alternative Fertigungsroute gewählt. Viele Teilnehmer gaben an, dass sie zum ersten Mal neben vielen Worten auch konkrete Anwendungen präsentiert bekamen.
Die Zeit ist reif, die Ansätze zu bündeln – gemeinsam
Der Kick-off war Startschuss für das "Production Innovations Network" (PIN), des Sonderforschungsbereich "Gentelligente Bauteile“. Der SFB ist an der Leibniz Universität Hannover – überwiegend am Produktionstechnischen Zentrum – sowie am Laser Zentrum angesiedelt. Mit seinen gentelligenten Bauteilen, Maschinen und Systemen, die rund 40 Wissenschaftler bereits seit 2005 erforschen, sieht er sich thematisch als "Enabler" und Treiber von Industrie-4.0-Anwendungen. Das PIN soll dafür sorgen, dass das zurzeit besonders gefragte SFB-Know-how möglichst schnell und umfassend in der Praxis ankommt und sich außerdem Synergien zwischen den beteiligten Unternehmen bilden.
Bei der abschließenden Podiumsdiskussion des Kick-off, an der neben Vertretern des SFB auch Unternehmensvertreter teilnahmen, wurden einige Punkte durchaus kontrovers diskutiert. Einig waren sich die Teilnehmer aber darin, dass es notwendig ist, sich intensiv mit den Veränderungen auseinanderzusetzen, die Industrie 4.0 mit sich bringt. Wenn Prozessschritte immer stärker miteinander vernetzt werden und sich aufeinander beziehen, löst das die bisherige Abfolge der Arbeitsbereiche auf – von der Planung bis zur Qualitätssicherung – und macht völlig andere Arbeits- und Geschäftsstrukturen erforderlich. Wer sich darauf nicht einstelle, habe langfristig keine Chance am Markt.
Das Netzwerk bringt Forschung, große und kleine Akteure zusammen
Großen Konsens bei den Teilnehmern gab es darüber, dass die Zeit reif sei, die vielen einzelnen bereits existierenden Ansätze zu bündeln – und dass das nicht im Alleingang gehe. Dafür soll das Netzwerk sorgen. Das erste Treffen findet voraussichtlich im April 2015 statt. Ziel ist die Fixierung der Roadmap und die Festlegung von Projekten, die schon 2015 starten werden. Unternehmen, die sich noch beteiligen wollen, können sich an Gerold Kuiper wenden, der das Netzwerk betreut.