Wenn das IFA seine Schatzkiste mit dem Besten aus 50 Jahren öffnet, dann findet man dort zum Beispiel das Konzept der Wandlungsfähigkeit oder das Durchlaufdiagramm, den IFA-Ansatz zum Abbilden von Produktionsvorgängen – und nicht zuletzt eine ganz spezielle Institutskultur mit flachen Hierarchien und viel Eigenverantwortung. Mit solchen Schätzen ist das IFA zu einem der führenden Ansprechpartner für Unternehmen vom kleinen KMU zum globalen Konzern geworden, wenn eine Produktion optimiert, eine Fabrik restrukturiert oder neu geplant werden soll.
„Wir haben auch methodisch unser Fähnchen nie in den Wind gehalten“
Professor Peter Nyhuis kennt das Institut seit 1980 – zuerst aus der Sicht des studentischen, dann des wissenschaftlichen Mitarbeiters unter seinem Vorgänger Professor Hans-Peter Wiendahl. Seit 2003 leitet er es. Für ihn zeichnet sich die Geschichte des IFA durch zwei Qualitäten besonders aus. Die erste betrifft die inhaltliche Ausrichtung: „Das Besondere ist tatsächlich, dass sich gar nicht so viel geändert hat. Die Inhalte sind geblieben, und wir haben auch methodisch unser Fähnchen nie in den Wind gehalten. Die Anpassungen, die es gab, waren nie dem Zeitgeist oder aktuellen Ausschreibungen geschuldet, sondern eigenen strategischen Überlegungen.“
Insbesondere der Bereich des Instituts, der heute Produktionsmanagement heißt, zeichne sich durch eine sehr große Kontinuität aus. „Vor 25 Jahren gab es da durchaus einige Lästereien“, bekennt Nyhuis. Es habe geheißen, „das IFA macht ja immer nur Durchlaufdiagramme“. Heute hat dieser konsequent weiterentwickelte Ansatz, der – anders als Simulationsmethoden – auch zu einem inneren Verständnis der komplexen Prozesse rund um die Auftragsabwicklung führt, eine immense Entwicklungsgeschwindigkeit aufgenommen und ist so etwas wie das Aushängeschild des Instituts. Nur eine finale Theorie der „logistischen Kennlinien“ fehlt noch – sie ist in Arbeit.
Die Arbeitswissenschaft kommt, die Zuführtechnik geht
Auch die Wandlungsfähigkeit von Fabriken ist ein zentraler, IFA-spezifischer Ansatz: Weil heute meist nicht mehr absehbar ist, welchen Anforderungen sich eine Fabrik in der Zukunft stellen muss, muss sie so wandelbar geplant sein, dass sie sich den dann aktuellen Anforderungen anpassen kann.
Einige Veränderungen gegenüber 1966, als unter Professor Hans Kettner das Institut für Fabrikanlagen gegründet wurde (die „Logistik“ im Namen wurde erst 2001 ergänzt), gibt es aber doch: Während die Schwerpunkte Fabrikplanung, Produktionsgestaltung und Produktionsmanagement im Kern seit der Institutsgründung fortbestehen, ist die Arbeitswissenschaft erst 2003 dazugekommen, während die Handhabungstechnik seit 2014 schrittweise an das am PZH neu gegründete Institut für Montagetechnik übergeben wird.
„Nichts ist so stetig wie der Wandel“
Die zweite besondere Qualität, die Nyhuis dem IFA zuschreibt, ist das engagierte, aktive Team der wissenschaftlichen Mitarbeiter, das sich in den vier Schwerpunkten weitgehend selbst verwaltet. „Wir pflegen den engen Austausch im Institut, auch unter den Mitarbeitern, sehr. Wir haben eine sehr flache Hierarchie und völlige Transparenz, was beispielsweise auch unsere Finanzen angeht.“ Um diese Qualität aufrecht zu erhalten, setzt das IFA auch künftig nicht auf Wachstumskurs: „20 wissenschaftliche Mitarbeiter sind genug.“
Der Blick zurück – zu dem das IFA am 5. Februar auch Ehemalige im Rahmen des jährlichen Forum Logistik eingeladen hat – fordert auch immer den Blick nach vorn. Er fällt im IFA ebenfalls positiv aus: „Nichts ist so stetig wie der Wandel“, sagt Nyhuis und meint damit neue Technologien ebenso wie demografische Herausforderungen und die Anforderungen, die der Umgang mit globalen CO2-Zielen bringen wird: „Wir stehen für Wandlungsfähigkeit. Wir verstehen über unsere Modelle die innere Logik von Produktionsprozessen, sodass wir sie auch gestalten können. Und nicht zuletzt reagieren wir mit unserer Arbeitswissenschaft darauf, dass gerade die Mitarbeiter eine entscheidende Rolle in diesem Wandel spielen werden.“