„Ein Jahr lang das tun, was ich ursprünglich an der Uni wollte: richtig forschen!“ Die Vorfreude bei Professor Peter Nyhuis, Leiter des Instituts für Fabrikanlagen und Logistik (IFA), ist groß. Ab dem 1. Oktober wird er morgens nicht in sein Institut, sondern an seinen heimischen Schreibtisch gehen und „versuchen, die Mailordner nicht zu öffnen, sondern bisherige Ergebnisse aus dem Bereich der logistischen Modelle aufzuarbeiten, zusammenzuführen und aus der Summe unserer exzellenten Einzelteile ein großes Ganzes zu machen.“ Dieser Herausforderung wird er sich zusammen mit einem Mitarbeiter widmen; der offizielle Titel ihres Forschungsprojekts: „Durchgängige modellbasierte Beschreibung logistischer Wirkzusammenhänge in unternehmensinternen Lieferketten“.
Für diesen Herzenswunsch hat Nyhuis Jahre geplant und vorbereitet. Dass es für einen Institutsleiter überhaupt möglich ist, ein Jahr „draußen“ zu sein, liegt auch an der Struktur seines Instituts. Die vier Forschungsbereiche mit insgesamt gut 20 wissenschaftlichen Mitarbeitern arbeiten sehr erfolgreich und in großer Eigenverantwortung. Dazu kommt ein eingespieltes Leitungsduo im IFA: „Mit Matthias Schmidt übernimmt ein Habilitant meine Vertretung, der Forschung und Lehre in meinem Sinne weiterführen wird, und Jan Schlegel deckt die technischen und personalbezogenen Themen perfekt ab.“
Arbeit für den Wissenschaftsrat: Hoher Aufwand, große Verantwortung
Aus reiner Forschung werden die kommenden zwölf Monate dennoch nicht bestehen. Nyhuis wird eine Vorlesung behalten, seine Doktoranden weiter betreuen und einen Tag in der Woche am Institut sein; „die Termine stehen alle schon im Kalender“. Und dann ist da noch der Wissenschaftsrat (WR). Seit Februar ist Nyhuis einer von bundesweit 24 Wissenschaftlern aller Disziplinen, die, vom Bundespräsidenten berufen, in der Wissenschaftlichen Kommission des WR vertreten sind. Der WR berät die Bundesregierung und die Regierungen der Länder zur Entwicklung der Hochschulen, der Wissenschaft und der Forschung. Er tritt viermal im Jahr für jeweils drei Tage zusammen. Die Treffen der Arbeitsgruppen kommen hinzu.
„Ein Ehrenamt wie der Wissenschaftsrat ist zeitintensiv, er schränkt die Forschung natürlich ein“, sagt Nyhuis. Aber nach dem ersten halben Jahr als Mitglied ist er von dessen Arbeit und Bedeutung mehr als überzeugt. „Der WR gestaltet die Wissenschaftspolitik sehr stark mit, er beeinflusst die Rahmenbedingungen für Wissenschaft maßgeblich.“ An drei Arbeitsgruppen ist er mittlerweile beteiligt. Eine erarbeitet einen einheitlichen Standard für Forschungsinformationssysteme der Unis, eine beschäftigt sich mit der Frage, wie Hochschulen künftig strukturiert sein müssen, um ihrer gewachsenen Autonomie auch bei der Partizipation ihrer Mitglieder gerecht zu werden. Und die dritte erarbeitet Bewertungsverfahren für eine „Roadmap Forschungsinfrastrukturen“.
Politik, Wissenschaft, Logistik
Eine Mitgliedschaft im WR läuft mindestens drei Jahre. „Dann werde ich Politik und Wissenschaft auf jeden Fall besser verstehen“, sagt Nyhuis. Mit etwas Glück lässt sich bereits in einem Jahr noch etwas anders vermelden: ein neues Verständnis zentraler logistischer Zusammenhänge.
Und das trotz Auszeit.