Die Ursachen für das Problem des Fachkräftemangels sind ebenso vielfältig und komplex wie die existierenden Lösungsansätze. Nicht immer fehlt es den betroffenen Firmen an Bewerbern für eine Stelle. Meist können lediglich die Wünsche des Unternehmens nicht zu 100 % erfüllt werden. Je mehr eine Bewerberin oder ein Bewerber von dem Ideal abweicht, desto schwieriger wird es, sie oder ihn ohne Einarbeitung oder Weiterbildungsmaßnahmen einzusetzen. Gerade in KMU sind die personellen Kapazitäten jedoch begrenzt. Und im Gegensatz zu großen Unternehmen haben sie in der Regel keine Spezialabteilung, die sich mit Weiterbildung beschäftigt.
Lebenslanges Lernen als Chance
Die individuellen Einstellungen zur Weiterbildung sind vielfältig und reichen von Ablehnung bis zur Lebensphilosophie. Letztere ist der Ansatz, den auch die so genannte „Offene Hochschule“ unterstützen möchte. Die Öffnung der Hochschulen geht dabei auf die europäischen Initiativen von Lissabon und später Bologna zurück, die die Durchlässigkeit zwischen den Bildungsakteuren fordert. Dabei gilt: „Lebenslanges Lernen“ soll als Chance verstanden werden.
Auch für Unternehmen kann Weiterbildung die Lösung für viele Herausforderungen sein: als Vorbereitung auf eine neue Aufgabe im Betrieb, für das bessere Verständnis der laufenden Prozesse und um neue Ideen zu entwickeln. Oft hilft ein veränderter Blickwinkel, um einen entscheidenden Schritt voran zu kommen und den Unternehmenserfolg nicht nur in der unmittelbaren Gegenwart, sondern auch für die Zukunft zu sichern.
Große Unternehmen setzen fast ohne Ausnahme auf gezielte Weiterentwicklung ihrer Mitarbeiter/-innen. In KMU ist dies seltener der Fall. Dabei gibt es zumindest für niedersächsische Unternehmen ein Angebot direkt vor der Haustür. Die Leibniz Universität Hannover (LUH) und das angeschlossene Produktionstechnische Zentrum Hannover (PZH) haben durch jüngere Projekte einen besonderen Schwerpunkt im Bereich der Förderung von Unternehmen aus der Region Hannover gesetzt.
Strategien aus der Uni in der industriellen Praxis
Das PZH verfolgt dabei zwei vordringliche Strategien: Zum einen werden konkrete und individuell auf die Interessengruppe zugeschnittene Weiterbildungsangebote ausgewiesen; zum anderen beteiligt sich das PZH an der „offenen Hochschule“, einem von dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt.
Gemeinsam mit dem Institut für Mikroproduktionstechnik (IMPT) und den anderen am PZH ansässigen Forschungsinstituten und Unternehmen organisiert und veranstaltet die Technik und Wissen GmbH (TEWISS) bereits eine Vielzahl unterschiedlicher Weiterbildungsmaßnahmen für Betriebe und deren Fach- und Führungskräfte. Das Angebot reicht von Informationsveranstaltungen bis hin zu maßgeschneiderten Seminaren und Workshops zu konkreten Fragestellungen aus Produktionstechnik und Logistik. So konnte in den letzten Jahren beispielsweise die abendliche Veranstaltungsreihe „Werkstattgespräche“ etabliert werden. In diesem Rahmen können sich interessierte Gäste aus der Industrie zu ausgewählten Themen und konkreten Anwendungen über den aktuellen Stand der Technik und neue wissenschaftliche Erkenntnisse informieren.
In den teilweise mehrtägigen Seminaren und Workshops kommen das Wissen und die zur Verfügung stehende Infrastruktur aller beteiligten Akteure des PZH in vollem Umfang zum Einsatz. Zur Individualisierung der Angebote lässt sich an unterschiedlichen Stellschrauben drehen. So kann einerseits ein hoher Anteil an praktischen Aktivitäten und Versuchen integriert werden; andererseits können auch der direkte Austausch und die Diskussion mit Wissenschaftlern im Vordergrund stehen. Auf Wunsch werden zudem theoretische Grundlagen, relevante Methoden und Problemlösestrategien vermittelt.
„Offene Hochschule“
Um die Öffnung der Hochschulen voranzutreiben, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung einen Wettbewerb zum Thema „Aufstieg durch Bildung: Offene Hochschulen“ ausgeschrieben. Insgesamt 26 Projekte von Hochschulen und Hochschulverbünden werden derzeit deutschlandweit gefördert. Auch das IMPT konnte zusammen mit der Zentralen Einrichtung Lehre, Studium und Weiterbildung (ZEL) Abt. 3: Weiterbildung (ZEW) das Teilprojekt „STUDIUM INITIALE“ platzieren. Die Leibniz Universität bildet dabei mit fünf weiteren niedersächsischen Hochschulen das Verbundprojekt Mobilitätswirtschaft.
Gemäß dem Leitgedanken der „Offenen Hochschule“ sind die Ziele des Projekts, ein Modul-Kursangebot für berufsbegleitende Weiterbildung zu entwickeln (IMPT) und den Einstieg in die Hochschule durch Vorbereitungs- und Orientierungsangebote zu erleichtern (ZEW).
Das „STUDIUM INITIALE – Übergangsmanagement und Integration beruflich Qualifizierter in das Hochschulstudium“ hat sich unter anderem der Sicherung des Fachkräfteangebots und der schnelleren Integration wissenschaftlichen Wissens in die Praxis verschrieben. Der Wirtschaftsstandort Hannover soll durch die enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und der Erwachsenenbildung ein nachhaltiges Profil erhalten.
KMU entscheiden über Angebot
Welche Modul-Kurse in das Angebot des PZH aufgenommen werden, entscheidet sich letztendlich anhand der Wünsche von KMU der Region Hannover. Um die Bedürfnisse der beruflich Qualifizierten und der Industrie zu ermitteln, wurden zunächst Interviews mit Geschäftsführern und Personalchefs geführt. Die erste Befragungsrunde ist abgeschlossen und geht nun in die erste Erprobungsphase über. Die Kurse werden auf der Homepage der offenen Hochschule (www.zew.uni-hannover.de/offene_hochschule.html) angekündigt.
Alle Angebote erfolgen in enger Zusammenarbeit zwischen dem IMPT, der ZEW und der TEWISS GmbH. Dadurch wird gewährleistet, dass das Kursspektrum auch tatsächlich dem Bedarf der KMU aus Hannover und Umgebung entspricht.
Interessierte können sich unter www.zew.uni-hannover.de/offene_hochschule.html über die Kurse der LUH informieren. Bei Fragen zum Thema Modulkurse hilft das IMPT gerne weiter.