Wie lassen sich Kurbelwellen, Zahnräder oder Ritzelwellen effizient herstellen? Im Sonderforschungsbereich (SFB) 489 haben Wissenschaftler aus Hannover eine „Prozesskette zur Herstellung präzisionsgeschmiedeter Hochleistungsbauteile“ entwickelt. Zwölf Jahre lang haben sie die gratfreie, hochpräzise Warmmassivumformung erforscht – mit dem Ziel, endkontournahe Hochleistungsbauteile zu fertigen. Gefördert wurde der Sonderforschungsbereich von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)
Produktionstechnik in Hannover forscht vereint
Der Sonderforschungsbereich 489 gilt Grundlage des neuen SFB 1153, der sich mit der maßgeschneiderten Umformung („tailored forming“) von Hochleistungsbauteilen beschäftigt. Auch im SFB 489 haben Forscher aus allen Bereichen der Produktionstechnik zusammengearbeitet.
An den insgesamt 28 Forschungs- und Transferprojekten beteiligten sich das Institut für Werkstoffkunde (IW), das Institut für Umformtechnik und Umformmaschinen (IFUM), das Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) und das Institut für Fabrikanlagen und Logistik (IFA), die alle im Produktionstechnischen Zentrum der Universität Hannover angesiedelt sind, sowie das Institut für Integrierte Produktion Hannover (IPH), das Institut für Mess- und Regelungstechnik (IMR) und das Institut für Elektroprozesstechnik (ETP).
Hoher Transfer in die Industrie
Gemeinsam erforschten sie neuartige Werkzeugtechnologien und verschleißreduzierende Verfahren für Schmiedegesenke, um Hochleistungsbauteile wirtschaftlich herstellen zu können. Durch das Präzisionsschmieden wurde die kostenintensive spanende Weichbearbeitung in der Prozesskette des SFB 489 nahezu vollständig substituiert. Zudem entwickelten die Forscher Messtechniken und Verfahren zur automatisierten Prozesssteuerung und Qualitätsoptimierung und beschäftigten sich mit logistischen und wirtschaftlichen Bewertungs- und Entscheidungsstrategien. Auch Industrieunternehmen haben sich am Sonderforschungsbereich beteiligt: In 13 Transferprojekten haben sie die wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Praxis übertragen.
Ergebnisse werden im Kolloquium vorgestellt
Am 14. und 15. Oktober 2015 werden die Ergebnisse des SFB 489 in einem Kolloquium vorgestellt – ergänzend zum Abschlussbuch „Prozesskette Präzisionsschmieden“, das 2014 im Springer-Verlag erschienen ist. Das Kolloquium beginnt mit einer Abendveranstaltung am 14. Oktober, am 15. Oktober stehen im Produktionstechnischen Zentrum Hannover (PZH) Vorträge von Wissenschaftlern und Industriepartnern auf dem Programm.
Professor Bernd-Arno Behrens stellt die Prozesskette Präzisionsschmieden vor, anschließend sprechen Mitarbeiter der beteiligten Forschungsinstitute über Themen wie Verschleißschutz von Werkzeugen, Hartfeinbearbeitung und optische Bauteil-Geometrievermessung. Ergänzt werden die wissenschaftlichen Vorträge mit Beiträgen aus der Industrie: Mitarbeiter der Seissenschmidt GmbH sprechen über die Umsetzung des Präzisionsschmiedens in der Massenproduktion. Zwei weitere Industriepartner – die IFUTEC Ingenieurbüro für Umformtechnik GmbH sowie die SONA AutComp Germany GmbH – stellen spezifische Prozesse vor, nämlich das Präzisionsschmieden von Verzahnungen an Rohren und von Bauteilen im Antriebsstrang.
Gedenken an Professor Bach
Im Rahmen des Kolloquiums soll auch Professor Friedrich-Wilhelm Bach gedacht werden, der im August 2014 gestorben ist. Als Mitinitiator und Leiter des SFB 489 hat Professor Bach die Forschung zum Präzisionsschmieden wesentlich geprägt und einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass der Sonderforschungsbereich über vier Perioden insgesamt zwölf Jahre lang gefördert wurde.
Programm und Anmeldung
Das Abschlusskolloquium des SFB 489 richtet sich an Interessierte aus Forschung und Industrie. Das vollständige Programm kann unter folgenden Link abgerufen werden: www.sfb489.uni-hannover.de/NewsNav.jsp
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei. Eine Anmeldung erfolgt unter Angabe von Name, Adresse und E-Mail-Kontakt unter der Faxnummer (0511) 762-5245 oder per E-Mail an reimann@iw.uni-hannover.de.