Das Austauschprogramm „Science & Engineering Research Projects“ wurde im Jahr 2010 ins Leben gerufen. Seit dem Start hat sich die Anzahl der teilnehmenden Studenten nahezu verdoppelt. Während im ersten Jahr 13 Studenten aus den USA teilnahmen, sind es in diesem Jahr schon 24. Sie forschen zu den verschiedensten Themen an den Instituten der Fakultät für Maschinenbau und erstmalig auch der Elektrotechnischen Fakultät. Nebenbei lernen sie Deutschland, Hannover und die Leibniz Universität kennen – zum Beispiel bei Grillabenden, Ausflügen und Firmenbesichtigungen.
Unter den 24 Studenten sind auch Jacob Foor aus der Nähe von Detroit und Matthew Steggeman aus Salem, Indiana. Jacob studiert angewandte Ingenieurwissenschaften an der Michigan State University und forscht am Institut für Transport- und Automatisierungstechnik (ITA) zum Thema „Automatisierte Oberflächenintegration von polymeren Lichtwellenleitern“. Matthew studiert Maschinenbau an der Purdue University. Sein Forschungsprojekt am Institut für Mikroproduktionstechnik (IMPT) trägt den Titel „Paper based MEMS – papiergestützte mikro-elektromechanische Systeme“.
Warum wolltet ihr im Ausland studieren?
Matthew: Im Dezember mache ich meinen Abschluss, ich wusste also: Das ist der letzte Sommer, in dem ich tun kann, worauf ich schon immer Lust hatte. Ich habe sogar ein paar Freunde ermuntert, mitzukommen. Es hat einfach perfekt gepasst.
Jacob: Ich habe gespürt, dass durch diese Erfahrung nicht nur mein Wissen wachsen würde, sondern auch meine Persönlichkeit. Praktika habe ich schon einige gemacht, aber durch das Auslandsstudium wollte ich lernen, besser mit unbekannten Situationen zurechtzukommen. Und ich will mich später bei der Jobsuche von der Masse abheben.
Es gibt so viele Länder auf der Welt – was zog euch nach Deutschland?
Jacob: Deutschland ist einer der größten Wettbewerber der Vereinigten Staaten – jedenfalls in der Automobilindustrie, und da möchte ich später arbeiten. Ich wollte mir anschauen, wie Firmen wie BMW, VW oder Mercedes arbeiten. Es ist beeindruckend, wie organisiert die Unternehmen hier sind! Außerdem ist es toll, dass wir im Austauschprogramm viel reisen und Top-Unternehmen wie Volkswagen und Sennheiser besuchen können. Dabei war ich am Anfang sehr nervös. Ich spreche überhaupt kein Deutsch und hatte solche Angst, mich zu verlaufen, dass ich zwei Tage lang meine Wohnung nicht verlassen habe. Inzwischen kann ich darüber lachen: Deutschland ist gar nicht so beängstigend, wie ich dachte.
Matthew: Ich kannte Deutschland schon ein bisschen: Direkt nach der Highschool habe ich einen Bekannten auf Fehmarn besucht, wir sind nach Köln gefahren und später weiter nach London geflogen. Seitdem wollte ich zurückkommen und für eine Weile hier leben. Inzwischen war ich schon in mehr Städten und Ländern, als ich mir je hätte träumen lassen: Berlin mit seiner facettenreichen Geschichte, Prags umwerfende Schönheit, die Strände von Lagos, Portugal mit seiner perfekten Mischung aus Entspannung und Inspiration…
Warum habt ihr euch für das Programm „Science & Engineering Research Projects“ der Uni Hannover entschieden?
Matthew: Forschung hat mich schon an der Purdue University interessiert, aber ich hatte zu viel anderes zu tun, und in den Semesterferien habe ich Praktika gemacht. Jetzt habe ich endlich Zeit. Mich hat die Kombination fasziniert, gleichzeitig im Ausland zu studieren und Forschung zu erleben. Keine Frage, das musste ich unbedingt machen!
Jacob: Auf einer Messe für Auslandsstudiengänge habe ich zum ersten Mal von dem Programm gehört. Ich habe mir die Broschüre angeschaut und wusste: Das ist es. Die Leibniz Universität hat einen ausgezeichneten Ruf und gehört zu den neun besten technischen Hochschulen in Deutschland. Das hat mich sehr beeindruckt.
Ihr habt ja nun schon etwas Zeit auf dem Campus verbracht. Was meint ihr: Was ist der größte Unterschied zwischen deutschen und amerikanischen Unis?
Jacob: Die Stimmung an der Uni. Bei uns in Michigan laufen überall Leute mit dem College-Logo herum. Sie sind stolz auf ihre Schule und zeigen das auch. Außerdem gibt es hier in Deutschland keine Uni-Sportmannschaften. An großen amerikanischen Universitäten gehört das ganz selbstverständlich dazu. Dass wir hier niemanden zum Anfeuern haben, ist schon seltsam.
Matthew: Der Campus der Purdue University ist praktisch eine Stadt in der Stadt. Es gibt dort hunderte, vielleicht tausende Clubs: Sportvereine, Wohltätigkeitsorganisationen, Ingenieursverbände. Wir haben sogar unseren eigenen Notdienst. Selbst Leute, die noch nie einen Fuß auf den Campus gesetzt haben, verehren unsere Sportler. Hier in Hannover ist der Campus quer über die Stadt verteilt und das Studentenleben ist viel stärker mit dem Stadtleben verwoben. Das hat aber auch seine Vorteile.
Und was Lehre und Forschung angeht? Fallen euch da Unterschiede auf, speziell hier am PZH?
Matthew: Ja, ganz klar: Deutsche Universitäten setzen auf Forschung und eigenständiges Lernen, in Amerika wurde ich als Student mehr in Richtung Industrie gelenkt. Wir haben meist im Team gearbeitet und hatten viele Hausaufgaben. So wird man gezwungen, mit dem Tempo der Gruppe mitzuhalten und sich das ganze Semester lang anzustrengen. In Deutschland – habe ich gehört – hat man ein paar Monate Vorlesungen und lernt dann selbstständig für die Prüfungen.
Jacob: Ich glaube, der größte Unterschied ist die Organisation. Hier am PZH hat alles seinen Platz und Sauberkeit ist von höchster Bedeutung. Man hat viele Freiheiten, aber gleichzeitig weiß man, was von einem erwartet wird – dadurch schweift man nicht ab. Das ist anders als Zuhause, aber ich finde es besser. Freiheit mit Grenzen. Für mich war das erst ungewohnt, aber es ist eine großartige Art, Forschungsprojekte anzugehen.
Weitere Informationen zum Austauschprogramm „Science & Engineering Research Projects“ finden sich unter http://www.researchprojects.uni-hannover.de/overview.html.