Seit über einem Jahrhundert sind Kunststoffe auf dem Vormarsch und ihre Erfolgsgeschichte hält an. Ihr Anwendungsspektrum ist enorm vielseitig, von geringen Materialanforderungen bis hin zu Hightech-Ansprüchen, und dennoch haben sie es nur unzureichend in den Prozess der Kreislaufwirtschaft geschafft.
Von über 350 Mio. Tonnen weltweit produzierter Kunststoffe in 2021 landeten mehr als die Hälfte in der Müllverbrennung und gerade mal 10 % davon wurden recycelt. Die Vielseitigkeit hat an dieser Stelle auch Nachteile. Zu unterschiedlich sind die Werkstoffzusammensetzungen vor und damit auch nach dem Recycling, wodurch sich das Spektrum der Anwendungsbereiche im zweiten Lebenszyklus stark reduziert. Ein hochwertiges Recycling ist jedoch der Schlüssel für den Ausbau der Kreislaufwirtschaft. Normen und Standards für das Recycling von Kunststoffen können hier eine Lösung sein. Initiiert von der cirplus GmbH und geleitet von Prof. Dr. Hans-Josef Endres, IKK – Institut für Kunststoff- und Kreislaufwirtschaft, wurde ein Konsortium aus Forschern und Wirtschaftsexperten zusammengestellt, dem es gelungen ist, einen DIN-Standard für Recyclingkunststoffe zu erarbeiten. Nach 12 Monaten steht sie der Branche nun zur Verfügung: „DIN SPEC 91446, Klassifizierung von Kunststoff-Rezyklaten durch Datenqualitätslevels für die Verwendung und den (internetbasierten) Handel“.
Für Endres ist es sehr wichtig, in diesen Normierungsprozess auch die wissenschaftliche Seite mit einfließen zulassen. „Mich treibt der Gedanke an, die Kunststoffindustrie über die Kreislaufwirtschaft CO2-neutral zu machen“, sagt Endres im Video-Interview und bedauert dabei den schlechten Ruf, in den diese hervorragenden Werkstoffe mittlerweile gekommen sind. Zudem sieht er die Normierungsarbeit als gute Basis für eine bessere Vernetzung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft.
Das IKK ist zudem aktiver Unterstützer der Deutschen Normungsroadmap Circular Economy. Endres leitet dort gemeinsam mit Dr. Harald Lehmann, Vice President, Plastic Materials and Processing, TOMRA Sorting GmbH, die Arbeitsgruppe „Kunststoffe“.
Die Circular Economy schafft den Rahmen, hierzulande die Ziele des Green Deals und des Klimaschutzgesetzes 2021 zu erreichen. Dazu gehören auch Normungsprozesse und die damit verbundene Überarbeitung bestehender und die Erarbeitung neuer technischer Regeln für die Kreislaufwirtschaft.
Insgesamt gibt es sieben Arbeitsgruppen zu folgenden Schwerpunktthemen:
- Elektrotechnik & IKT
- Batterien
- Verpackungen
- Kunststoffe
- Textilien
- Bauwerke & Kommunen
- Digitalisierung/Geschäftsmodelle/Management
Die Inhalte der Roadmap werden von Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft, öffentlicher Hand und Gesellschaft erstellt.
Wenn Sie in einem der genannten Schwerpunkte Expertin oder Experte sind, machen Sie gerne mit und bringen Sie Ihre Ideen ein.