Sich selbst weiterzubilden, ist für viele selbstverständlich – aber auch für viele noch Neuland. Doch die Zukunft beginnt heute und stellt Beschäftigte im produzierenden Gewerbe vor neue Herausforderungen. Neue Entwicklungen in der Handhabung von Unternehmensdaten, der Arbeitswelt und der Produktionstechnik werden immer entscheidender für die Wettbewerbsfähigkeit und finden daher früher oder später Einzug in alle Unternehmen. So wie sich die Technik und die Organisation im Unternehmen für die zunehmende Digitalisierung wandeln, müssen auch die Beschäftigten ihre Kompetenzen weiterentwickeln. Während die Arbeitsaufgabe bisher zumeist auf die Ausführung beschränkt war, werden zukünftig die Planung und die Koordinierung zentrale Tätigkeitsfelder für die Beschäftigten sein. Dafür müssen die Beschäftigten neue Fähigkeiten und Fertigkeiten und somit digitale Kompetenzen erlernen.
Nutzung bestehender Weiterbildungsangebote
Um den steigenden Qualifizierungsbedarf – insbesondere durch die zunehmende Digitalisierung – in der industriellen Praxis zu decken, bestehen bereits zahlreiche Weiterbildungsangebote. Die Teilnahme an Präsenzveranstaltungen gestaltet sich jedoch häufig schwierig. Denn wie sollen sich Vollzeitberufstätige weiterentwickeln, wenn aus betrieblicher Sicht ein Ausfall wegen einer Weiterbildung während der klassischen Geschäftszeiten kaum realisierbar ist? Neben der zeitlichen Problematik verursachen die Ortsgebundenheit und die Kosten weitere mögliche Probleme. Selbst wenn ein Unternehmen den Beschäftigten für eine Weiterbildung freistellt, muss es noch lange nicht die Kosten übernehmen. Hat der Beschäftigte Interesse an einer Weiterbildung, muss dieser teilweise selbst für die Kosten aufkommen. Alles zusammen führt dann oft dazu, dass sich das Unternehmen beziehungsweise der Beschäftigte gegen die Durchführung einer Weiterbildung entscheidet.
Neue Wege zu Weiterbildungsinhalten
Das Institut für Berufspädagogik und Erwachsenenbildung (IFBE) hat in Zusammenarbeit mit dem Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) der Leibniz Universität Hannover das Projekt „OpenDigiMedia“ ins Leben gerufen. Im Rahmen dieses Projektes wird, mit Unterstützung des eLearning Service (ZQS/elsa) der Leibniz Universität Hannover und der Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung (AEWB), eine onlinebasierte Lernplattform aufgebaut. Diese Lernplattform erlaubt eine orts- und zeitunabhängige Weiterbildung zum Themenbereich Digitalisierung. Mit der geplanten Lernplattform werden die bestehenden Weiterbildungsangebote der beteiligten Partner erheblich erweitert und ein niedrigschwelliger Einstieg in den Themenkomplex ermöglicht. Personen, denen es bisher kaum möglich war konventionelle Weiterbildungsangebote zu nutzen, können somit zukünftig über die Lernplattform ihre bestehenden Kompetenzen und Fähigkeiten ausbauen und neue erwerben.
Neue Form der Weiterbildung
Die Plattform verbindet virtuelle Weiterbildungsangebote – zum Beispiel Video-Tutorials, Leitfäden, Webinare, graphische Darstellungen und Quiz – mit bestehenden Angeboten der Projektpartner, wie den Schulungen des Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrums Hannover „mit uns digital“ oder der Applied Machine Learning Academy sowie den Angeboten der Erwachsenen- und Weiterbildung vor Ort. Inhaltlicher Schwerpunkt ist die Digitalisierung im produzierenden Gewerbe. Das eigenständige Auswählen und Lernen stehen bei der Lernplattform im Mittelpunkt, so sollen weitere Servicefunktionen der Lernplattform ebenfalls individuell nutzbar sein. Dazu gehören die Abbildung des Lernerfolges, die Möglichkeit sich mit anderen Nutzern auszutauschen und ein Beratungsservice. Mit dieser Funktion werden Beschäftigten, die sich bisher nicht mit dem Thema Studium auseinandergesetzt haben, Perspektiven zur Aufnahme eines Studiums aufgezeigt.
Für jeden von überall und jederzeit zugänglich
Nach dem Aufbau der Lernplattform wird diese im Internet für jeden nutzbar sein. Ähnlich wie bei bestehenden Weiterbildungsangeboten werden die Lerninhalte fortwährend erweitert. Neben den Beschäftigten und den Studieninteressierten wird mit anderen Schulungsanbietern, die als Multiplikatoren fungieren, eine weitere Gruppe angesprochen. Diesen bietet die Lernplattform ebenfalls die Möglichkeit ihr Wissen zum Themenbereich Industrie 4.0 auszubauen und darauf aufbauend ihr eigenes Schulungsangebot zu erweitern.
Förderhinweis
Dieses Forschungsprojekt wird durch Mittel finanziert, die von der Investitions- und Förderbank des Landes Niedersachsen und der Europäischen Union im Rahmen der ESF-Förderrichtlinie „Öffnung von Hochschulen“ bereitgestellt werden.