Zehn Jahre ist es her, da steckte Hanns Kache selbst in der Endphase seiner Doktorarbeit zum halbwarmen Querkeilwalzen. Der Maschinenbauingenieur hatte vier Jahre lang am Institut für Integrierte Produktion Hannover (IPH) gGmbH geforscht und entwickelt. Weitere zwei Jahre sollte es bis zur Promotionsprüfung an der Leibniz Universität Hannover und der Veröffentlichung seiner Dissertation dauern.
Dass der Weg zum Doktorgrad langwierig ist und viel Durchhaltevermögen braucht, weiß Hanns Kache also aus eigener Erfahrung. Um Promovierenden eine Hilfestellung zu geben, hat er ein Buch geschrieben: „Die smarte Promotion zum Doktor-Ingenieur“ begleitet die Leserinnen und Leser vom Bewerbungsprozess durch den Arbeitsalltag in der Wissenschaft bis zum Berufseinstieg nach der Promotion.
Wie bist du dazu gekommen, so einen umfassenden Ratgeber zu schreiben?
Dr. Hanns Kache: Ich habe damals selbst so ein Buch vermisst, das mir konkret sagt, welchen Schritt ich als nächstes gehen muss auf dem Weg zur Promotion. Wenn man anfängt, weiß man zwar, dass man über viele Jahre hinweg eine umfangreiche wissenschaftliche Arbeit schreibt und am Ende eine Prüfung ablegt – aber was alles im Detail dazu gehört, wissen die wenigsten. Ich habe beruflich permanent mit Promovierenden zu tun und habe gemerkt, dass viele dieselben Fragen haben wie ich damals. Und bisher gab es kein Buch, das diese Fragen umfassend und praxisnah beantwortet.
Lief dein eigener Weg zum Doktorgrad so, wie du dir das vorgestellt hast?
Dr. Hanns Kache: Im Grunde ja – aber es war langwieriger als gedacht. Von der ersten Textversion bis zur finalen Prüfung sind fast zwei Jahre vergangen, da war noch einiges an Feinschliff notwendig und ich brauchte einen langen Atem. Die experimentellen Versuche während meiner Promotion liefen auch nicht wie geplant. Die Ergebnisse waren nicht auf Anhieb ideal und es musste noch vieles verbessert werden, bis das Ziel erreicht war. Heute weiß ich, dass das völlig normal ist – in der Forschung und Entwicklung klappt nicht alles sofort – aber damals hat es mich nervös gemacht.
Würdest du deine Promotion mit deinem heutigen Wissen anders angehen?
Dr. Hanns Kache: Ja. Ich würde flexibler reagieren, wenn etwas nicht funktioniert, statt krampfhaft an meinem ursprünglich geplanten Lösungsansatz festzuhalten. Und ich würde nicht erst warten, bis die erste Textversion meiner Doktorarbeit komplett fertig ist, sondern so früh wie möglich einzelne Kapitel zum Gegenlesen geben – zum Beispiel zum Stand der Technik oder zum Versuchsaufbau.
Was bringt der Doktorgrad im späteren Berufsleben?
Dr. Hanns Kache: In Bereichen, wo man sich als Experte positionieren möchte – beispielsweise in der Industrie – bringt er sehr viel. Der Doktorgrad ist für viele Positionen obligatorisch, gerade in großen Konzernen. Zudem bringt er einen deutlichen Gehaltsvorteil, man verdient etwa 10.000 Euro brutto mehr pro Jahr als mit Diplom- oder Masterabschluss. Allerdings wird die Luft nach oben auch dünner, die Auswahl an Stellen wird begrenzter. Mit Doktor ist man nicht mehr so breit aufgestellt, wie direkt nach dem Studium. Auch das ist wichtig zu wissen.
Viele Promovierende beenden ihre Doktorarbeit nicht – woran liegt das?
Dr. Hanns Kache: Es ist total legitim, sich dagegen zu entscheiden! Nach meiner Beobachtung bekommen einige Doktoranden schon während der Promotion attraktive Angebote aus der Industrie und legen die Dissertation beiseite. Aber auch ohne abgeschlossene Promotion kann man wertvolle Erfahrungen mitnehmen. Bei der wissenschaftlichen Arbeit lernt man sehr viel, nicht nur fachlich, sondern auch Soft Skills. Das hilft im späteren Berufsleben.
Es gibt im Buch ein Kapitel zur Unternehmensgründung. Nützt dabei ein Doktorgrad?
Dr. Hanns Kache: Ja! Zum einen lernt man während einer ingenieurwissenschaftlichen Promotion die Technologie extrem gut kennen. Ich merke es bei meiner derzeitigen Tätigkeit am Erfinderzentrum Norddeutschland – wir beraten Unternehmen, wie sie ihre innovativen Technologien entwickeln, schützen und vermarkten – dass es ein großer Vorteil ist, wenn der Geschäftsführer als Experte auf seinem Gebiet bekannt ist. Dabei hilft ein Doktorgrad sehr. Zum anderen bekommen Gründende inzwischen sehr viel Unterstützung an Universitäten und Forschungseinrichtungen, beispielsweise auch am IPH.
Woher weiß ich, ob die Promotion der richtige Weg für mich ist?
Dr. Hanns Kache: Hundertprozentig wissen kann man das vorher nie. Aber es gibt ein paar Grundvoraussetzungen. Bei der Promotion in den Ingenieurswissenschaften ist das zum einen die Begeisterung für Technik und die Begeisterung für wissenschaftliches Arbeiten. Das Schreiben von wissenschaftlichen Texten macht einen großen Teil der Arbeit aus – nicht nur die Doktorarbeit selbst, sondern auch Veröffentlichungen in Fachmagazinen und Anträge für neue Forschungsprojekte. Eine weitere Grundvoraussetzung ist lösungsorientiertes Denken. Zudem muss man in der Lage sein, sowohl selbstständig im Labor zu tüfteln als auch im Team arbeiten, das technische Personal und Studierende einzubeziehen und mit Kolleginnen und Kollegen über die Forschungsergebnisse zu sprechen und die nächsten Schritte zu diskutieren. In meinem Buch gibt es viele Denkanstöße, die dabei helfen, herauszufinden, ob die Promotion der richtige Weg ist.
Was sind deine Top-Tipps für Promovierende?
Dr. Hanns Kache: Erstens: Eine gute Stelle finden – das Thema, die Institutskultur und das Arbeitsklima müssen passen. Zweitens: Systematisch vorgehen – die Doktorarbeit entsteht nicht nebenbei. Drittens: Früh mit dem Schreiben anfangen – ich selbst habe damals das Vorwort und die Danksagung zuerst geschrieben, Hauptsache loslegen!
Das Buch
Weitere Tipps für den Weg zum Doktorgrad gibt es im Buch „Die smarte Promotion zum Doktor-Ingenieur“. Es ist im Juni 2022 im Verlag tredition erschienen (ISBN: 978-3-347-59859-1) und in diversen Online-Buchhandlungen erhältlich, unter anderem hier:
Der Podcast
Ein ausführlicheres Gespräch mit dem Autor Dr.-Ing. Hanns Kache ist im IPH-Podcast „Praxisnah“ zu hören: https://bit.ly/Praxisnah-Folge-25